User:Nakaner/Positionspapier Geheimhaltung
Dieses Dokument ist inspiriert von OSMF:File:DisputedTerritoriesInformation.pdf.
Geheimhaltung bei OpenStreetMap
Auf OpenStreetMap-Karten sind bisweilen Objekte ersichtlich, deren öffentliche Auffindbarkeit in manchen Fällen nicht im Interesse bestimmter Gruppen oder Organisationen ist. Die Gemeinschaft der Mitwirkenden des OpenStreetMap-Projekts in Deutschland und der FOSSGIS e.V. als ideeller Vertreter der OpenStreetMap Foundation in Deutschland legen in diesem Papier die gemeinsamen Ansichten der Mitwirkenden zu Geheimhaltungs- und Zensurfragen dar.
Was ist OpenStreetMap?
OpenStreetMap ist ein weltweit aktives Projekt, das das Ziel hat, eine frei verfügbare und ohne Beschränkungen kostenfrei nutzbare Datenbank für Geodaten zu erstellen. Die Daten werden überwiegend von Freiwilligen erhoben. OpenStreetMap-Daten dürfen von jedem unter den Lizenzbedingungen der Open Database Licence 1.0 kostenfrei – auch für kommerzielle Zwecke – beliebig verwendet und verändert werden. Die Lizenz schließt keine Nutzung oder Veränderung aus, sofern die Quelle angegeben und Änderungen unter denselben Bedingungen weitergegeben werden.
Aus OpenStreetMap-Daten werden nicht nur Karten erstellt, sondern auch Ortsnamen und Adressen gesucht, Routen berechnet und 3D-Darstellungen erzeugt. Die Daten werden von einer unbestimmbar großen Anzahl an Privatpersonen, Wissenschaftlern, Unternehmen und Behörden für verschiedenste Zwecke genutzt. Auch Feuerwehren und Rettungsdienste nutzen OpenStreetMap-Daten als Ergänzung und Alternative zu amtlichen Kartenwerken.
Um derart viele Nutzungen zu erlauben, erfasst das OpenStreetMap-Projekt mit zahlreichen verschiedenen Objektattributen, was vor Ort vorhanden ist, und nicht, wie es auf einer Karte dargestellt werden soll. Die Kartendarstellung liegt in der Verantwortung der Gruppe, die die Karte aus den OpenStreetMap-Daten erzeugt.
Die OpenStreetMap Foundation, eine in England ansässige Non-profit-Organisation ist Inhaberin der Marke „OpenStreetMap“ und der Domain openstreetmap.org. Sie betreibt die zentralen Datenbankserver, die Projektwebsite www.openstreetmap.org und eine Reihe weiterer zentraler Dienste. Sie fungiert für alle Datennutzer als Lizenzgeber.
Der FOSSGIS e.V. ist das „Local Chapter“ der OpenStreetMap Foundation in Deutschland und fungiert als Ansprechpartner für Dritte bezüglich OpenStreetMap in Deutschland.
Worum geht es?
Von Zeit zu Zeit erreichen den FOSSGIS e.V. Bitten, bestimmte Informationen nicht weiter zu verbreiten. In vielen Fällen wird gefordert, bestimmte Objekte nicht mehr auf Karten darzustellen. Häufig handelt es sich um folgende Objekte:
- Privatwege, die von der Öffentlichkeit nicht genutzt werden dürfen
- schmale Wege im Wald, die von Moutainbikefahrern genutzt werden
- Wege in Naturschutzgebieten und Nationalparks
- Hochsitze
- Hydranten
Warum werden diese Objekte erfasst? Warum werden sie nicht gelöscht?
Der Überprüfbarkeitsgrundsatz (auch „On-the-Ground-Regel“ genannt) ist der zentrale Grundsatz des OpenStreetMap-Projekts. Etwas, was in OpenStreetMap erfasst wird, muss vor Ort so beobachtbar sein. Nur äußerst wenige Informationen werden zusätzlich erfasst, obwohl sie oft nur schwer vor Ort beobachtbar sind, z.B. Gemeinde-, Schutzgebiets- und Postleitzahlbezirksgrenzen.
Wenn ein Objekt vor Ort existiert und gesehen wird, kann es erfasst werden. Sollte seine Nutzung durch die Öffentlichkeit beschränkt oder nicht gestattet sein, wird das durch zusätzliche Attribute erfasst. Damit ist das Objekt so erfasst, wie es der Realität entspricht.
Die Erfassung der Daten erfolgt dabei von öffentlich zugänglichem Grund aus oder mittels Luftbildern, sowie in weit geringerem Maß aus lizenzkonformen Übernahmen von Fremddaten. Über allem steht die objektive Überprüfbarkeit, d.h. die Erfassung soll nicht von Spezialwissen des Erfassers abhängen.
Anwendungsbeispiel: Ein Privatweg, der von niemandem außer dem Eigentümer benutzt werden darf, wird als Weg erfasst, der zusätzlich das Attribut `access=private` trägt. Anwendungen, die OpenStreetMap-Daten nutzen, sind dazu angehalten, diese Attribute auszuwerten und keinen Routen über diesen Weg zu berechnen.
Warum werden diese Objekte auf der OpenStreetMap-Karte dargestellt?
Es gibt nicht die Karte. Das OpenStreetMap-Projekt ist ein Datenbankprojekt. Die Karte, die Sie auf www.openstreetmap.de oder www.openstreetmap.org sehen, ist nur ein Beispiel, wie die Daten, die das Projekt sammelt, kartografisch dargestellt werden können. Es gibt unzählige Anwendungen von Drittanbietern, die auf OpenStreetMap-Daten zurückgreifen.
Anwendungsbeispiel:
Zugangsbeschränkungen von Wegen werden meist auf Karten dargestellt. Wenn sie fehlen, kann das ein Hinweis sein, dass das Objekt nicht korrekt erfasst worden ist.
OpenStreetMap-Daten dürfen von jedem kostenlos verwendet werden, sofern er die Lizenzbedinungen einhält (u.a. Pflicht zur Quellenangabe). Die Lizenzbedingungen gestatten ein uneingeschränktes Nutzungsrecht und schließen keinen Anwendungsfall aus.
Falls Anwendungen, die OpenStreetMap-Daten nutzen, Zugangsbeschränkungen für Wege in den OpenStreetMap-Daten nicht berücksichtigen, bitten wir Sie, sich an die Anbieter der jeweiligen Anwendungen zu wenden. Die Anwendungen unterliegen nicht der Kontrolle des OpenStreetMap-Projekts. Das Projekt schreibt auch keine bestimmte Darstellung vor.
Diese Daten benötigt doch kein Mensch!
OpenStreetMap wurde gegründet, weil die damals verfügbaren Karten für Autofahrer gemacht wurden und die Bedürfnisse von Radfahrern nicht ausreichend erfüllt wurden. Radfahrer benötigen mehr und andere Informationen (z.B. über Fahrbahnbeläge oder Radwege) als Autofahrer. OpenStreetMap ist aber auch keine reine Radfahrerkarte, sondern ist offen für neue, innovative Anwendungen, beispielsweise zur Navigation von Menschen mit Sehbehinderungen. Diese benötigen wieder andere Daten und Attribute. Mittlerweile werden auch OpenStreetMap-Daten für Anwendungen im Bahnverkehr, in der Stadtplanung, im Katastrophenschutz und sogar für 3D-Darstellungen von Städten verwendet. Es braucht diese Spezialinformationen, damit solche ein Anwendungen überhaupt entstehen! Würde man beim Erfassen jedes einzelnen Datums sofort die Frage nach dem Sinn und Zweck stellen, würde Innovation im Keim erstickt werden.
Beispiel: Für Stadtpläne ist die Höhe eines Gebäudes keine relevante Information. Bei der Analyse der Schallausbreitung macht die Höhe eines Gebäudes einen entscheidenden Unterschied.
Was passiert, wenn ich selbst diese Objekte lösche?
Zwar kann jeder die Daten in der OpenStreetMap-Datenbank bearbeiten, aber die Mitwirkenden des OpenStreetMap-Projekts haben meist ein Auge auf die Region, in der sie tätig sind. Wenn Sie Objekte löschen die in der Realität vorhanden sind, und damit aus Sicht der anderen Mitwirkenden die Datenbank beschädigen, wird das als Vandalismus wahrgenommen. Dieser wird nicht unentdeckt bleiben und bei besonders uneinsichtigen Tätern im Wiederholungsfall ggf. sogar rechtlich verfolgt werden. Auch ist es oft nur eine Frage von Stunden oder Tagen, bis solche Löschungen auffallen und rückgängig gemacht werden. Zudem zieht solch ein Löschversuch, wenn er entdeckt wird, nur weitere aufmerksame und neugierige Augen auf sich, das Stichwort lautet "Streisand-Effekt".
Selbst wenn die Löschung unentdeckt bleiben würde, ist es nur eine Frage der Zeit, bis jemand das Objekt vor Ort oder auf einem Luftbild findet und es als vermeintlich fehlendes Objekt wieder in OpenStreetMap einträgt, denn das Objekt ist ja in der Realität vorhanden, damit überprüfbar und somit für OpenStreetMap erfassbar.
Anwendungsbeispiel: Das Löschen von Objekten ist in den meisten Fällen die falsche Lösung. Bei nicht öffentlich zugänglichen Wegen ist die korrekte Herangehensweise, den Weg mit den korrekten Zugangsrechten in der OpenStreetMap-Datenbank zu versehen. Apps, die OpenStreetMap-Daten nutzen, werden diesen Weg aufgrund der erfassten Zugangsbeschränkungen von der Routenberechnung ausschließen.