DE:License discussion
Auf dieser Seite wurden in den Jahren 2009 und 2010 Argumente für die Umstellung des OSM-Lizenzmodelles ausgetauscht. Die Seite dient nur noch als Archiv und sollte nicht verändert werden! |
Auf dieser Seite sollen in der Lizenz-Diskussion auftretende Argumente gesammelt werden, um auch denjenigen einen Überblick darüber zu verschaffen, die der Diskussion nicht ständig folgen. Dabei soll nicht nur auf die ODbL Bezug genommen werden, sondern auch auf andere Möglichkeiten, die immer wieder zur Sprache kommen.
PD-/CC0-artig
- OSM-Daten sind ohne Beschränkungen frei verwendbar.
- Eventuell mit (rechtlich nicht wirksamer) moralischer Wunscherklärung, z.B. dass die Quelle angegeben werden sollte und wie wir die Daten gerne genutzt sehen würden.
- Gemeinfreiheit in der Wikipedia, CC0 FAQ (englisch)
Vorteile
- OSM-Daten frei nutzbar, ohne dass man sich um die Einhaltung einer Lizenz kümmern muss.
- Weitere Verbreitung von OSM-Daten in der Praxis. OSM wird ernster genommen und mehr Privatleute und Firmen werden motiviert in OSM zu investieren, sei es in Form von Geld, Mitarbeit oder Daten.
- Gerade kleinere Projekte, die nur über wenig Mittel verfügen, profitieren von dieser Freiheit, da sie weniger technische und rechtliche Hürden überwinden müssen.
- Eine größere Verbreitung durch die freieren Nutzungsmöglichkeiten - seien es freie oder unfreie, kostenlose oder kommerzielle Projekte - motiviert Privatleute wie Firmen sich an OSM zu beteiligen. Selbst wenn kommerzielle Anbieter von OSM-Daten profitieren, bedeutet das auch ein Gewinne für alle freien Projekte.
Nachteile
- Abgleitete Datenbanken und Endprodukte (wie gerenderte Karten) sind nicht zwangsläufig frei kopierbar, da der Ersteller frei wählen kann, welche Lizenz er benutzt.
BSD-artig (mit Nennung der Quelle)
- Die Daten sind ohne Beschränkungen frei verwendbar, es muss lediglich OSM als Quelle angegeben werden.
- BSD-Lizenz in der Wikipedia
Vorteile
- OSM-Daten sind frei verwendbar, ohne dass der Nutzer sich - bis auf die Nennung der Quelle - Gedanken um die Einhaltung der Lizenz machen muss.
- OSM-Daten können leicht mit anderen Daten vermischt werden, da durch die freie Lizenzwahl keine Inkompatibilitäten mit anderen - unter anderem auch freien - Lizenzen auftreten sollten.
- Gerade kleinere Projekte die nur über wenig Mittel verfügen profitieren von dieser Freiheit, da sie weniger technische oder rechtliche Hürden aufgebaut bekommen.
- Eine größere Verbreitung durch die freieren Nutzungsmöglichkeiten - seien es freie oder unfreie, kostenlose oder kommerzielle Projekte - motiviert Privatleute wie Firmen sich an OSM zu beteiligen. Selbst wenn kommerzielle Anbieter von OSM-Daten profitieren, bedeutet das auch ein Gewinne für alle freien Projekte.
- Durch die Nennung der Quelle wird zusätzliche Werbung für OSM gemacht.
Nachteile
- Abgleitete Datenbanken und Endprodukte (wie gerenderte Karten) sind nicht zwangsläufig frei kopierbar, da der Ersteller frei wählen kann, welche Lizenz er benutzt.
ODbL (Open Database License)
Bezogen auf die aktuelle Version, möglicherweise ändert sich da noch was
- Abgeleitete Datenbanken müssen wieder unter der ODbL stehen (share-alike für Datenbanken)
- Abgeleitete Werke (z.B. gerenderte Karten) können beliebig lizenziert werden, mit der Einschränkung, dass daraus reverse-engineerte Datenbanken (z.B. durch tracen der Tiles) wieder unter der ODbL stehen müssen.
- Mehr Informationen: de:Open Database License
Vorteile
- Durch die share-alike Komponente bleiben die Daten, die den Kern von OSM darstellen, auch nach Bearbeitung und Ergänzung frei, womit diese wieder für OSM verfügbar werden.
- Endprodukte (wie gerenderte Karten) können durch die beliebige Lizenzierung auch aus Daten mit inkompatiblen Lizenzen erstellt werden.
Nachteile
- Endprodukte (wie gerenderte Karten) sind nicht zwangsläufig frei kopierbar, da der Ersteller frei wählen kann, welche Lizenz er benutzt.
- Es ist unklar wann eine abgeleitete Datenbank vorliegt und wie und ob diese zur Verfügung gestellt werden muss.
- Aufgrund der Bedingung, Datenbanken die aus Endprodukten wie Karten entstanden sind wieder unter die ODbL stellen zu müssen, ist die ODbL für Endprodukte inkompatibel zu den meisten freien Lizenzen (wie der CC-BY-SA), da diese keine weiteren einschränkenden Bedingungen zulassen.
- Die vielen Bedingungen und Unterscheidungen (Collective Database, Abgeleitete Datenbank, Endprodukt, ..) sind für den Durchschnittsanwender recht kompliziert. Da lässt mehr Raum für Interpretationen und rechtliche Unsicherheit, sowie mögliche Lücken, die ausgenutzt werden könnten.
- Gerade für Gelegenheitsnutzer (Studenten, kleine Firmen, ..) die über wenig Zeit und Mittel verfügen, können die zahlreichen Bedingungen rechtliche sowie technische Hürden aufbauen (wie muss ich die Anwendung gestalten, damit ich Drittdaten nicht unter die ODbL stellen muss), insbesondere wenn OSM-Daten mit Daten kombiniert werden müssen, die nicht kommerziell oder nur für einen bestimmten Zweck (z.B. Wissenschaftliche Arbeit) verwendet werden dürfen oder unter einer anderen inkompatiblen Lizenz stehen. Das macht OSM-Daten für viele Bereiche uninteressant, womit interessante Anwendungen und weitere Unterstützer verloren gehen.
Allgemeines
Über kommerzielle Nutzung
Häufig werden Bedenken bezüglich der kommerziellen Ausnutzung von OSM-Daten laut (nach dem Motto: "zum kostenlosen Datensammler für große Firmen degradiert, die sich damit eine goldene Nase verdienen"). Dabei sollte man allerdings immer denken, dass die Daten an der Quelle (OSM) weiterhin frei verfügbar bleiben und somit auch vergleichbare freie Anwendungen möglich sind. Die gewinnorientierten Anwendungen könnten unter Umständen freie Anwendungen sogar erst inspirieren.
Nur wenn seitens des kommerzielle Anbieters auch ein entsprechend großer Aufwand in die Bearbeitung oder Ergänzung der Daten gesteckt wurde, dürfte das kommerzielle Angebot längerfristig Bestand haben, wobei es dann aber auch seinen Preis wert sein dürfte (Beispiel: Auf Basis von OSM-Daten aber von Hand Seite für Seite nachbearbeiteter Atlas). Natürlich müssen potentielle Kunden die freien Alternativen kennen. Aber auch eine alleinige gewinnorientierte Anwendung muss nicht zwangsläufig nachteilig für die große Masse sein. Ein Hersteller von auch für Otto-Normalverbraucher attraktiven Navigationsgeräten auf OSM-Basis beispielsweise, könnte für das Kartenmarterial einen Bruchteil des sonst übliche Preises verlangen.
Zudem ist die Grenze zwischen 'guter' und 'schlechter' kommerzieller Nutzung schwer zu ziehen, was die Frage aufwirft wie sowas überhaupt zu formulieren wäre. Wenn es darum geht, dass etwas zurückgegeben werden soll: Schon alleine die Nutzung ist ja schon eine Werbung für OSM. Außerdem dürfte ein Unternehmen das auf OSM-basierte Anwendungen entwickelt schon aus eigenem Interesse daran interessiert sein, dass die OSM-Daten besser werden.
Endprodukte: Beliebige Lizenz vs. freie Lizenz
Wenn Endprodukte (also z.B. die Kartengrafiken) unter einer beliebigen Lizenz stehen können, dann muss der Nutzer bei jeder Onlinekarte basierend auf OSM darauf achten, unter welcher Lizenz die Daten oder Produkte die er weiterverwenden möchte stehen. Das ist aktuell allerdings nicht anders. Selbst bei Anwendungen auf Basis von OSM-Daten kann man sich nicht sicher sein, ob beispielsweise ein Screenshot einer Karte tatsächlich unter CC-BY-SA steht: Der aktuelle Konsens ist, dass bei der Verwendung von getrennten Layern auch Karten mit inkompatiblen Lizenzen übereinander dargestellt werden dürfen. Das heisst die Kombination der Layer (durch den Screenshot) dürfte unter Umständen eigentlich garnicht stattfinden. Ebenso bei nebeneinander dargestellten Karten umgegagen wird, die durch einen Screenshot in ein einzelnes Werk kombiniert werden.
Umsetzung der neuen Lizenz bei Datenspendern, insbesondere für PD-/BSD-artige
Bei PD-/BDS-artigen Lizenzen die ein noch größeres Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten erlauben würden, kommen oft Bedenken bezüglich Datenspendern, die möglicherweise einer solchen Lizenz aus wirtschaftlichen Gründen nicht zustimmen würden, da sie ihre gespendeten Daten dann nicht mehr verkaufen könnten. Letztlich müsste man allerdings erstmal konkret nachfragen, welche Spenden tatsächlich in Gefahr wären. Weiterhin ist eigentlich auch nicht ganz sicher, ob die ODbL überhaupt auf Zustimmung stoßen würde, insbesondere aufgrund der (zumindest im aktuellen Stand) rechtlichen Unsicherheiten.