Pforzheim/Mapping Party/2008doku
German OSM Summer Mapping Contest 2008
Pforzheim mappt und die halbe Welt schaut zu — Der Pforzheimer GPS-Fackel-Mapping-Staffel-Lauf
Dokumentation
Projektplanung und Organisation
Die Entstehung, Vorbereitung und Pressearbeit
Pforzheim, August 2008. Eines Abends im Café Havana, die PF-LUG hat Christoph Eckert aus Karlsruhe als Referent für einen Infoabend zu OpenStreetMap eingeladen. Einige hatten sich bereits rudimentär mit OSM auseinandergesetzt und die JOSM-Software installiert, aber wollten mehr wissen. Wir fingen Feuer! Oh! Es gibt einen Wettbewerb? Die Idee einer Mappingparty mit olympischer Fackel und Staffel-Lauf entstand. Die Zeit drängt. Weniger als ein Monat bis zum Abgabetermin! Es ist noch viel zu tun, um Pforzheims weiße Flecken auf der freien Weltkarte füllen zu können (oder jedenfalls den Startschuss zu setzen!):
Wer macht mit? Was brauchen wir noch? Wo bekommen wir Unterstützung? Wer hilft noch bei der Vorbereitung? Wo und wann treffen? GPS-Geräte? Base-Camp? PCs? Strom und WLAN? Getränke? Essen? Sponsoren? Presse?
Friedel Völker, der Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit des Stadtwiki Pforzheim-Enz e.V. macht sich an die Arbeit und informiert die regionale Presse, sowie ausgwählte Landesweite Medien. Über persönliche Kontakte und die Pforzheimer XING-Gruppe wird nach Sponsoren gefahndet. Ein Amateur-Filmer der die eigene Video-Doku machen sollte sagt nach ursprünglicher Zusage leider doch ab, wir müssen mit einfachsten Mitteln improvisieren.
Neben Mediacultur Online und einigen Mitteilungsblättern von Enzkreisgemeinden interessiert sich die Tageszeitung "Pforzheimer Kurier" als erstes für das Projekt und berichtet vorab mit einem Artikel und einem Interview.
(siehe: Pforzheim/Mapping Party/MedienEcho
Die Werbung um Sponsoren fruchtet: Die Stadtwerke Pforzheim stellen T-Shirts, Kugelschreiber und Notitzblöcke zur Verfügung. Den Aufdruck unsers Event-Logos übernimmt die Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt. Auf einem Treffen der XING-Gruppe Pforzheim wird Geld für ein warmes Essen gesammelt. Der Bad Liebenzeller Mineralbrunnen stellt uns nicht-alkoholische Getränke bereit.
Ein ein zentral gelegenes Base-Camp wird im Haus der Jugend (einer Einrichtung des Stadtjugendrings Pforzheim) gefunden.
Kurz vor der Veranstaltung bekommen wir von den Schmuckwelten eine Sonderführung auf den Sparkassenturm zugesagt, dieser 75 m hohe Turm steht sehr Zentral und dominiert die Skyline der Innenstadt.
Das zu mappende Gebiet
Pforzheim und Enzkreis
Pforzheim war bisher quasi noch ein leerer Fleck auf der freien Weltkarte. Bis auf den Osten waren die meisten Stadtteile noch nicht erfasst, nur ein sehr grobes Raster war angedeutet. Aber auch nach der Mapping-Aktion können sich Interessierte (Hobby-)Kartographen und Datensammler noch "austoben" und verewigen.
Pforzheim ist eine Großstadt, in Baden-Württemberg an der Verkehrsachse A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart gelegen. Die Stadt ist Ballungszentrum der Enzregion und Sitz des Enzkreises der die kreisfreie Stadt fast umschließt. Pforzheim am Übergang vom Kraichgau zum Nordschwarzwald, an der Mündung der Flüsse Nagold und Würm in die Enz. Das Gebiet der Stadt beträgt 98,03 km² in Höhen zwischen 268 m und 495 m ü.NN.
Pforzheim ist die achtgrößte Stadt Baden-Württembergs und unter den hundert größten Städten Deutschlands auf Platz 66. Im Jahr 1975 wuchs die Stadt Pforzheim durch die Eingliederung umliegender Gemeinden in die Kategorie Großstadt und hat Heute rund 120.000 Einwohner.
Der Name Pforzheim leitet sich vom lateinischen Portus (= Hafen) ab. Hiermit beschrieben die römischen Siedler den Startpunkt für eine Binnenschiffahrt zum Neckar nahe der Furt, welche auf der Höhe des heutigen Klinikum Pforzheim durch die Enz verlief. Heute erinnert eine Nachbildung der Trasse mit einer Gedenktafel an diesen Zusammenhang. Die erste schriftliche Erwähnung "Portus", auf einem Leugenstein (gefunden bei Friolzheim), geht auf das Jahr 245 nach Christus zurück.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurden bei einem Luftangriff fast 2/3 der Innenstadt zerstört, so dass nicht viel übrig blieb, deshalb gibt es dir historische Altstadt nicht mehr. Die Innenstadt ist überschaubar und dass Pforzheim eine Großstadt ist, merkt man nicht sofort. Ohnehin ist sie die Stadt des 2. Blicks, weil man vieles erst bei näherem Hinsehen und Sich-Einlassen entdecken kann.
Bekannt ist Pforzheim für seine seit dem seit dem 18. Jahrhundert bestehende Goldschmiedetradition, daher kommt auch der Beiname Goldstadt.
(siehe pfenz:Pforzheim)
Die Idee: Olympische GPS-Fackel zum Pforzheimer Mapping-Staffel-Lauf
OpenStreetMap: Wir haben Feuer gefangen und tragen es durch die Stadt!
Die Tradition des Olympischen Feuers reicht bis in die griechische Antike zurück, wo auch die Wiege der Demokratie steht. Der Olympische Fackellauf gehört zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele. Nicht nur prominente Läufer übergeben die Fackel von Land zu Land an andere Läufer. Erstmals wurde 1976 dieser "Transport" sogar per Satellit übertragen, eine Verbindung zum GPS-System dessen sich OpenStreetMap bedient. Der Höhepunkt der Fackelreise ist die Eröffnung der Olympischen Spiele. Während das Feuer brennt, soll Frieden herrschen.
Die ersten Staffelläufe von Leichtathleten gab es um 1880 in den USA nach dem Vorbild von Wettbewerben von Feuerwehrmännern, die jeweils 300 Meter liefen und einen Wimpel übergaben. Der Wimpel wurde später durch einen Holzstab ersetzt. Bei den Olympischen Spielen 1908 wurde zunächst die Olympische Staffel ins Programm genommen, bei der zweimal 200 Meter und je einmal 400 und 800 Meter zu laufen waren. (siehe WP:Olympischer Fackellauf, WP:400m Staffel
Im Jahr der Olympischen Sommerspiele in Peking fallen uns mehrere denkwürdige Verbindungsebenen zu unserem Projekt ein:
Die Fackel war nicht immer eine Fackel, vor der Stabweitergabe beim Staffellauf war es ein Wimpel und die Übertragung gab es auch schon mal per Satellit. Läufer sind auch Boten, diese sind nicht nur Prominente. Das partizipative Wiki-Prinzip ermöglicht jedem mitzumachen, sowohl beim Stadtwiki als auch bei OpenStreetMap. Karten zeigen Grenzen oder erweitern Horizonte. Das Feuer darf nicht verlöschen, in dieser Zeit soll Frieden herrschen. Eine freie Weltkarte soll für alle da sein; Frieden und Freiheit sind eng verknüpft. Botschaften des Friedens und der Freiheit sind leider noch nicht überall angekommen, deshalb braucht es Boten mit guten Nachrichten über grenzen hinweg, auch nach den Olympischen Spielen.
Inspiriert also vom symbolträchtigen olympischen Feuer, das mit einer Fackel über die Grenzen getragen und von Läufer zu Läufer weitergereicht wird, entstand die Idee mit der GPS-"Fackel" und dem "Staffel"-Lauf. Wobei der Staffel-Lauf hier eine doppelte Bedeutung trägt: beim sportlichen Staffel-Lauf wird der Stab jeweils an den nächsten Läufer weitergegeben, ein Team ist eine Staffette. Gleichzeitig gibt es speziell bei uns in Pforzheim viele "Staffeln", also Treppen-Wege, da die hiesige Topographie recht hügelig bis bergig ist. In dieser Hinsicht kann Pforzheim mit seinen etwa 250 Staffeln gut mit Städten wie beispielsweise Stuttgart mithalten. Jedoch war auch klar, dass wir an einem Wochenende weder alle Staffeln noch ganz Pforzheim mappen können.
TeilnehmerInnnen
Trotz unwirschen Regenwetters kommen am Samstag 16 Teilnehmer zum Haus der Jugend. Die meisten sind "Frischlinge". Die erfahrenen Mapper haben einiges zu tun um alle Einzuweisen und helfend mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Der Frauenanteil ist mit zwei Teilnehmerinnen leider sehr gering. Am Sonntag trifft sich noch eine kleine Gruppe von drei Mappern die am Samstag keine Zeit hatten und kartiert (bei wesentlich besserem Wetter) das Wohngebiet Maihälden.
Frage an Christoph: Wieso mappen so viele Männer? Wegen der Technik? Antwort: Kann schon auch sein, die ham wahrscheinlich so einen Sammler- und Jäger-Instinkt
oder das Diesen-Weg-habe-ich-noch-nicht-Syndrom.
Der Ablauf
- Samstag
- 9:30 Treffen beim Haus der Jugend
- Begrüßung und Pressetermin
- Sonderführung auf den Sparkassenturm
- Einführung ins Tracken (siehe Video)
- Rundgang und Staffellauf durch die Innenstadt bzw. Fußgängerzone
- Rückkehr zum Haus der Jugend und Aufteilung der Teams
- Erfassung der Daten (Weststadt, Brötzingen, Südstadt, Herrenstriet, Friolzheim)
- 15:00 - 16:00 gemeinsame Mahlzeit im Haus der Jugend
- Aufarbeitung der Daten am PC bis ca. 21:30
- Sonntag
- 10:30 Treffen beim Café Havana
- Lagebesprechung
- Erfassen von Daten im Wohngebiet Maihälden
- Aufarbeitung der Daten am PC bis ca. 18:30
Pforzheim mappt
(Anmerkung: Es folgen u.a. typische Pforzheimer "amenities" and "POIs", the reader shall be free to look up at http://www.pfenz.de ! ;-) Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit lebenden oder noch vorhandenen Bauwerken und Persönlichkeiten der Pforzheimer Szenerie sind durchaus gewollt.)
Die Pforzheimer Rassler
Wo noch vor 100 Jahren die "Rassler" nach Pforzheim kamen, weil die Goldstadt mit ihrer Schmuckindustrie boomte, laufen heute "Mapper" durch Pforzheim, um die Stadt neu zu vermessen. Dieser Trend, benannt nach der freien Software "Open Street Map" boomt so sehr, dass weltweit bereits 40 -50.000 Ehrenamtliche in ihrer Freizeit ihre Umwelt vermessen. Das Ziel dabei ist eine "freie Weltkarte".
Warum OSM
Während bei kommerziellen Karten kein Einfluss bzw. Zugang zu den Rohdaten möglich ist und damit eine gewisse Abhängigkeit besteht, kann eine "freie" Karte auch diese Daten zur Verfügung stellen und somit können diese auch unterschiedlich genutzt werden. So können aus den Daten nicht nur Karten, sondern auch statistische Diagramme erstellt oder individuelle Routen berechnet werden.
Ja aber...
Aber es gibt doch Daten gutes Kartenmaterial z.B. bei GoogleMaps, map24 und andere Routenplaner, kann man hier einwenden. Ja, das stimmt, diese sind z.T. auch kostenlos benutzbar wie bei Google, aber oft nicht vollständig, einseitig oder fehlerhaft und eben unter Copyright; spätestens dann problematisch, wenn man die Karte anderweitig nutzen will.
Points of interest und Aktualität
Bei OpenStreetMap kann jedeR, das was für ihn oder sie von Interesse ist eintragen, z.B. Briefkästen, Spielplätze, 30er-Zonen, Treppen oder W-LAN-Stationen in der Stadt. Die Daten sind zudem schneller zugänglich und damit ist das Material oft auch aktueller, z.B. bei Neubaugebieten. Kommerzielle Anbieter brauchen meist länger, bis es eine (neue) Karte gibt, da deren Erfassung und Herstellung von Kartenmaterial aufwendiger ist. Zum Beispiel sind viel mehr Fußwege als in anderen Karten erfasst (Pf.Stadtpark, Benckiserpark) und überhaupt Staffeln sind oft gar nicht erfasst. Das wollten wir mit unserem Projekt ändern.
Alter Globus, Regen und die Presse
Trotz Regens finden sich am Samstag immerhin 16 der rund 20 angemeldeten Teilnehmer am sog. "Base Camp" beim Haus der Jugend (HdJ) in der Westlichen Karl-Friedrich-Straße ein, wo auch zwei der Lokalzeitungen und sogar der SWR (Südwestrundfunk) ihr mediales Interesse durch Fotos und Interviews bekunden. Der veraltete Globus soll dabei die Notwendigkeit und die Idee der freien Weltkarte etwas veranschaulichen helfen.
Tücken eines Projekts: Open Door und der Putzmann...
Die Tücken eines Projektes liegen manchmal jedoch in banalen Details: trotz passendem Schlüssel kommen wir nicht in unser Medienzentrum, der Putzmann hat es mit der inneren Sicherheit allzu wörtlich genommen...Der Leiter des Haus der Jugend muss extra anrücken und meint: "Ja, so ist das - vor OpenStreetMap kommt erstmal OpenDoor".
Karlsruhe und Pforzheim
Nicht alles lässt sich derart eindeutig aufklären: So will der SWR wissen, wieso Karlsruhe schon längst vermessen ist und Pforzheim "jetzt erst dran kommt". Gute Frage, tja. Nun, wir sind ja heute angetreten, um das zu ändern! Warum das allerdings erst jetzt passiert, ist nur zu vermuten. Wie auch immer. Während Karlsruhe schon längst neu vermessen und in der freien Weltkarte eingegeben ist, dauert es in Pforzheim erfahrungsgemäß meist etwas länger, bis es auch hier die Tauben von den Zäunen pfeifen. Bei diesem Projekt kann, wie beim Stadtwiki und bei Wikipedia, jedeR mitmachen!
Genauigkeit: Pestalozzistraße und Benckiser-Brunnen
Deshalb animieren wir die anwesende Presse sogleich und stellen gemeinsam fest, dass unmittelbar um unser Basislager noch viele Straßen nicht erfasst sind, z.B. die Pestalozzistraße, der Benckiser-Park und seine Wege. OSM bietet auch die Möglichkeit, Besonderheiten oder Dinge von besonderem Interesse Points of interests oder amenities) aufzunehmen wie z.B. die immer seltener werdenden Telefonzellen oder den historischen Benckiser-Brunnen im Park. Dafür gibt es auch verschiedene GPS-Geräte, deren Messgenauigkeit beträgt in der Regel zwischen 4 und 10 Metern, abhängig vom Empfang. Dann kanns ja jetzt losgehen!
Sparkassenturm: Die Perspektive von oben
Zum Auftakt stehen uns die Türen offen in den Schmuckwelten, um bei einer freundlichen Sonderführung vom Sparkassenturm aus unsere Stadt Pforzheim aus der Vogelperspektive zu begutachten, sozusagen die Rohdaten in Realansicht mit Rundblick. Das also wollen wir gemappt haben sollen. Und wie genau?
Einführung durch erfahrene Mapper
Nach der Turmbesteigung bringen daher die extra angereisten Mapping-Profis mit einer kurzen Einführung Licht ins Dunkle. Dafür an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön und einen Gruß nach Karlsruhe an Christoph und Sven.
Fackel-Lauf durch Pforzheim, analog, digital und audiovisuell
Auf dem Rückweg zu unserem Base-Camp machen wir einen Rundgang durch die Innenstadt, um mit der GPS-Fackel einige Innenstadt-Staffeln abzulaufen, das ganze wird von viele interessierten Blicken und Gesprächen sowie Fotos und Videos begleitet. Visuell und auditiv sind wir analog und digital unterwegs, während das steinerne Geschichtsbuch der Stadt, die Schloßkirche unser Zeuge wird.
Glocken der Schlosskirche
Die Glocken der Schloßkirche läuten es ein, wie wenn sie es in Pforzheim bekannt machen wollten: Dank OpenStreetMap und den Freiwilligen wird heute die Stadt neu vermessen! Das anbrechende OpenStreetMap-Zeitalter ist nun auch in Pforzheim (und Friolzheim) eingeläutet.
Staffel-Lauf
Nachdem wir dem Drei-Täler-Brunnen am Blumenhof einen Besuch abgestattet haben, erfolgt der "olympische Staffellauf" mit GPS-Fackel weiter von der Blumenhof-Staffel zum Schlossberg und seiner Staffel, wo das "historische" Stadttor durchlaufen wird, als ob wir offene Türen einrennen würden.
Oechsle-Fest
Während beim Oechsle-Fest der Zuckergehalt im Wein erprobt wird, vermessen Ehrenamtliche in Pforzheim nun nicht mit einer Oechsle-Waage, sondern mit GPS-Geräten und Schreibblock ausgestattet die Goldstadt neu.
Der Dicke
Der Dicke bewacht ihn Pforzheim den Eingang der Fußgängerzone, mit Blick auf den innerstädtisch zentralen Leopoldplatz: Der "Dicke", ebenfalls ein "offener" (bzw. "öffentlicher") Pforzheimer, schaut zwar noch etwas skeptisch: "Open Street Map-Offene Straßenkarte??? Was ischn dees?? Was sindn dees für neimodische ferz?!"
Aber recht schnell können wir ihn überzeugen, "net zu bruddeln" (Pforzheimerisch für meckern oder nörgeln), da(ss) dies, wie auch das Stadtwiki, eine gute Sache für die Allgemeinheit ist.
Staffetten-Aufteilung und Lücken-Füller
Nach der Rückkehr zum Haus der Jugend werden Teams und Gebiete zugeordnet. Eine ursrpüngliche Idee mit dem Staffel-Lauf alle Staffeln (Treppen) zu erfassen wird fallengelassen, da das Wetter nicht richtig mitspielt und es in der Stadt etwa 250 Staffeln und Stäffelchen gibt.
Verschiedene Teams bzw. Staffetten finden sich in der Innenstadt Richtung Westen, in der Südstadt, im Herrenstriet und in Friolzheim ein, wobei manche geplanten Gebiete unterwegs abgeändert werden. Dabei ist man mit dem Auto, zu Fahrrad, mit dem Bus bzw. zu Fuß unterwegs (mangels Flößen). Manch eine Gruppe schwirrt sogar dreimal aus und scheut weder Fahrrad- noch Wetterstrapazen, um alle Lücken des begonnene Gebiets auszufüllen.
Mapping in 3 Schritten
Für die zwei bzw. 3 Schritte gibt es bisher keine festen Begriffe. Der 1. Schritt beim "Mappen" (hier: Gesamtvorgang des Kartographierens) bedeutet "rumrennen und Daten sammeln (mit GPS-Gerät und Diktiergerät oder gutem, altem Stift und Schreibblock). Beim 2. Schritt müssen die sog."Tracks", also die erfassten Spuren am PC nachgezeichnet werden und die zugehörigen Informationen eingegeben werden, z.B. "Hauptstraße". Diesen 2. Schritt nennen manche "Taggen". Der 3. Schritt wird eigentlich durch den PC automatisch vollzogen: Beim sog. "Rendern" werden die eingegeben Rohdaten in eine sichtbare Karte umgewandelt (Umwandlung von Vektoren in eine Rastergrafik).
Das ist ja (k)ein Hammer! das Eckige und das Runde
Begrifflichkeiten wie z.B. "Wendehammer"; nicht jeder Wendebereich sieht aus wie ein Hammer! Manche Sackgasse entpuppt sich als Übergang zu einem Wendekreis oder sogar zu einem Radweg. Durch die Messungenauigkeit kann hier aber auch auf manches verzichtet werden. Schwieriger wird es jedoch bei Straßen, die in Brücken übergehen. Hier kann nicht eine durchgehende Straße eingezeichnet werden, sondern muss die jeweiligen Teile quasi "auseinanderhacken " und durch Verbindungspunkte wieder zusammenfügen, jeweils extra in seiner Art markiert.
Sackgassen: not fixed yet
Problem Sackgassen: werden eigentlich nicht notiert, eher der Hinweis, dass diese Straße noch weitergeht, wenn der jeweilig Mapper es nicht weiter geschafft hat (Not fixed yet") so dass der nächste an diesem Punkt weitermachen kann.
amenities sind vielseitig
"amenity": eigentlich Annehmlichkeit, wird aber ähnlich wie bei Issue für verschiedene Begriffe verwendet, so z.B. für Postbox, aber seltsamerweise auch für prison (Gefängnis)!
Teams und Statistik
Statistische und Artistische Daten
Für Pforzheim ist "Mappen" noch Neuland". Dieses Wochenende und die Aktion hat das sicher geändert, auch das Medieninteresse war groß. Die Teilnehmer waren nicht nur aus Pforzheim, sondern auch aus dem Enzkreis und Karlsruhe, wir hatten sogar ein Gast aus Magdeburg. Der jüngste Teilnehmer war 16 Jahre alt, der vermutlich älteste wollte sein Alter nicht verraten (50+?). Unterwegs waren wir per pedes, Fahrrad, Bus und Auto. Flösse, Schiffe und Jumbojets standen uns leider nicht zur Verfügung, aber eine Seilbahn zur Überwindung der Höhengrade wäre keine schlechte Idee :-)
Team-Staffette Südstadt
Kris Reiling, der jüngste Teilnehmer, konnte endlich sein neu erworbenes GPS-Gerät zum Einsatz bringen. Am tollsten fand er, dass er nun professionelle Anleitung bekam. Im Team mit Markus Karg war er 1:30 Stunden unterwegs in der Südstadt und konnte 27 markante Punkte festhalten, die Südstadt ist damit etwa zu 10 Prozent erfasst.
Team-Staffette Soho
Andere Teams schafften schon mal 140 Punkte in 2 Stunden, waren jedoch mit dem Auto in Wohngebieten wie Herrenstriet, Sonnenhof und Sonnenberg sowie dem Neubaugebiet Wacholder unterwegs. Sascha Rehm und seine schreibende und fotografierende Assistentin fanden dabei am Straßenrand einen getarnten Hochsitz und eine versteckte Kapelle zwischen normalen Wohnhäusern sowie ein abgesperrtes Siedlungsgebiet, das abgerissen werden soll. Nebenbei entstanden hier viele Fotos für das Stadtwiki.
Team Staffette Friolzheim im Enzkreis
Friolzheim im Enzkreis wurde von Tom und Christoph an einem Tag bereits fast zu 3/4 erfasst. Fehler wie falsche Straßennamen z.B. "Mönchsheimer" statt "Mönsheimer" Straße konnten auch gleich korrigiert werden.
Müchlacker und andere Fehler
Während der Veranstaltung wurde in offiziellem Kartenmaterial (kostenlose Freizeitkarten von Pforzheim, erhältlich bei der Tourist Info) ein Fehler entdeckt: so steht dort statt Mühlacker Müchlacker. In OSM-Karten wäre solch ein Fehler, dank OpenStreetBugs, etwas schneller behoben worden als in der schon seit jahren ausgegebenen "offiziellen" Karte.
Begeisterte Teams trotz Handicaps: Telefonzellen und andere Nassbereiche
Ein Team war so begeistert, dass es trotz zunehmendem Regen und Fahrrad dreimal ausschwirrte, um seine Lücken in der Karte aufzufüllen. Dabei wurden ein Teil der Innenstadt rund um das Haus der Jugend bis Brötzingen, rechts und links der Enz erfasst. Dabei notierten Sven und Wolfgang auch Einbahnstraßen, ein paar Brücken, einige Treppen sowie Telefonzellen. Als Resumee konstantierte Sven, dass Fahrradfahrer in Pforzheim, anders als in Karlsruhe, offensichtlich nicht als gleichwertige Verkehrsteilnehmer betrachtet werden.
Haiwei gleich residentschl aus Magdeburg
Celia brachte gleich ihren Besuch aus Magdeburg zur Mapping-Unterstützung mit und erfasste einen Teil des Stadtteils Brötzingen. Ob sie allerdings auch von misstrauischen Blicken verfolgt wurden, ist unklar. Christoph aus Karlsruhe kommentierte dieses Phänomen so: Die Passanten gucken schon mal komisch, wenn du mit dem Fahrrad an ihnen vorbeifährst und dein ganzes Technikgeraffel mit dir rumschleppst und beim Vorbeikommen so was unverständliches wie "haiwei (highway) gleich residentschl (residential=Hauptstraße), rechts Briefkaschde" in dein Diktiergerät brabbelst!" Übrigens heißt sein Programm passenderweise auch noch Gebabbel. (Auf Pforzheimerisch würde das eher "G'schwätz" heißen, aber wir wollen ja "net bruddle"... ;-)
Am Sonntag isch Kirch' in the middle of the road
Am Sonntag traf sich noch eine kleine Gruppe zum Mappen, dabei wurde ungefähr ein Drittel des Maihälden-Gebietes und unterhalb des Siloah-Krankenhauses erfasst. Mit einem Nokia N810 und passender Software waren sie zu dritt unterwegs. Wir waren 3h zu Fuß unterwegs. Es gab keine Zwischenfälle mit der Polizei, berichtet Cornelius Wasmund, weil wir mitten auf der Straße unterwegs waren, dafür fanden wir auf der Straße ein herumliegendes Fahrrad. Da ham wir schon kurz überlegt, ob wir das mappen sollen, lacht er. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich beim Aufnehmen einer Eisdiele, denn diese war mobil unterwegs.. "In the Middle of the road" ist übrigens die höchste Messgenauigkeit gegeben, da ein GPS-Gerät maximal bis zu 4 Metern genau messen kann und so ist dann der Abstand zu den Häusern eher richtig dargestellt. Dies ist naturgemäß natürlich nicht immer so machbar, vor allem bei sehr befahrenen Hauptstraßen.
Fotos und Videos
...und die halbe Welt schaut zu" - Medien-Echo
Neben mehreren privaten Blogs und professionellen Online-Portalen berichteten die regionalen Tageszeitungen und Landesweit der Südwestrundfunk auf den Kanälen von SWR1 und SWR4.
- Ausführliche Liste unter Pforzheim/Mapping Party/MedienEcho
Fazit: Auswertung und Ausblick
Jeder darf sich einbringen, damit etwas Großes, Ganzes entstehen kann. (Friedel Völker)
Wir hatten eine Idee, wenig Zeit, viel Arbeit und viel Spaß. Viele ambitionierte Neulinge wurden praktisch eingewiesen. Jede Menge Daten wurden gesammelt und viel Öffentlichkeit für OpenStreetMap hergestellt. Nach dem Mapping-Wochenende erhielten sowohl die Sponsoren als auch die Presse einen Nachbericht und diese umfangreiche Dokumentation wurde erstellt (uff!).
OpenStreetMap - eine tolle Sache
Aus den Rohdaten kann man nicht nur Straßenkarten herstellen, sondern auch Routen berechnen (openrouteservice.org), statistische Auswertungen erstellen und sogar besondere Karten mit Skipisten aufbereiten (openpistemap.org).
So bleibt also noch viel zu tun in Pforzheim und Umgebung, auch ohne Skigebiet, der Weg dafür ist jedenfalls mit dieser Aktion bereitet worden. Und wer weiß wann der erste Schnee fällt oder die nächsten olympischen Spiele sind - oder der nächste Mapping Wettbewerb. Wichtig ist aber vor allem eins: Dabei sein ist alles!