User:Frederik Ramm/DE:2012 OSMF Board Elections Manifesto

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Ich bewerbe mich bei der diesjährigen OSMF-Vorstandswahl um einen der drei Sitze.

Es gibt ein paar Leute im Vorstand, mit denen ich in der Vergangenheit schon gern zusammengearbeitet habe, und ich freue mich auch über Simons Kandidatur. Ich glaube, es ist ein guter Augenblick für mich, im Vorstand mitzuarbeiten - ich bin sicher, wir würden ein gutes Team abgeben. Ich schreibe unten ein paar von meinen Ideen auf - aber bedenkt, wenn ihr mich wählt, dass ich nur eine von sieben Stimmen habe, und ich verstehe genug von Demokratie, um mich zu trollen, wenn die anderen sechs was anderes wollen.

Hier ist die "tl;dr"-Kurzfassung meines "Wahlprogramms":

Die OSMF ist keine professionelle Organisation, sondern eine von Freiwilligen, und das ist gut so. OSMF soll das Projekt unterstützen, aber nicht kontrollieren, und zum Unterstützen gehört, dass man in das Projekt hineinschaut, mit Community-Mitgliedern redet und sich ihre Probleme anhört. Wenn das heisst, dass weniger Zeit übrig ist, um mit Dritten über OSM zu reden, dann ist das halt so - die OSMF ist schliesslich nicht die OSM-Verkaufsabteilung. Mapper sind am wichtigsten. Zusammen mit den Software-Entwicklern und anderen OSM-Enthusiasten bilden sie unsere Community - eine Community von (Selber)machern.

Ich habe keinen Masterplan ("wählt mich und ich tue folgendes"). Ich möchte, dass die OSMF klein und knackig bleibt und dass sie die Community unterstützt, statt dass sie zu einer großen und mächtigen Organisation mit Angestellten und einer Weisungshierarchie wird. Hauptsächlich will ich einfach das weiter machen, was ich bisher auch mache.

Der Volltext ist etwas länglich, weil ich eine ganze Zeit lang aufgeschrieben habe, was mich genervt hat oder was ich befürchtet habe, und daraus wurde dann dieses Dokument. Wer mir auf Mailinglisten folgt oder auf meinem blog auf osm.gryph.de, der weiss, dass es durchaus einiges gibt, was mich stört.

OSMF ist keine professionelle Organisation

Wir sind alles Freiwillige. Die meisten haben einen Job, Familie, Freunde, oder sogar noch andere Hobbies ausser Mapping und Programmieren für OSM.

Die Arbeit im OSMF-Vorstand und den Working Groups muss das respektieren. Man kann von Vorstandsmitgliedern oder Mitgliedern von Working Groups nicht erwarten, dass sie mehr als 10 Stunden im Monat auf diesen "Job" verwenden. Man kann von ihnen nicht erwarten, dass sie jederzeit kurzfristig für "Krisensitzungen" zur Verfügung stehen, schon gar nicht an einem Feiertag mit 2 Tagen Vorwarnung, und auch regelmäßige Fernreisen zu "Face-to-Face-Meetings" sollten nicht die Norm sein.

Ich finde, die OSMF sollte so gestaltet werden, dass alle Verpflichtungen problemlos von Freiwilligen übernommen werden köennen. Nur dort, wo das nicht möglich ist, sollten wir bezahlte Hilfe in Anspruch nehmen.

Wenn wir Leute anstellen sollten, darf dies nicht zu einer schleichenden Ausweitung der Zuständigkeiten führen; nur weil die OSMF gerade etwas Arbeitskapazität übrig hat, sollte sie nicht mehr und mehr Aufgaben im Projekt übernehmen, die vorher von Freiwilligen gemacht wurden. Es ist immer vorzuziehen, wenn eine Arbeit von Freiwilligen erledigt wird.

Ich bin kein Freund von allzuviel Regeln, aber der OSMF-Vorstand sollte sich schon ein paar Regeln aufstellen, die festlegen, wie man die eigene Arbeit tut - nur damit alles für jeden klar ist. Alle Aspekte der Vorstandsarbeit sollten öffentlich (oder zumindest vereinsöffentlich) sein, ausser vielleicht ein paar, bei denen explizit eine Geheimhaltung beschlossen wird. Nicht umgekehrt! Tagesordnungen von Vorstandssitzungen, wenn es sie gibt, sollten vorher veröffentlicht werden, damit jeder die Chance hat, zu bestimmten Themen etwas zu sagen. Um die Transparenz zu verbessern, könnte ich mir vorstellen, dass wir zu jeder Vorstandsitzung ein Vereinsmitglied einladen, das dann das Protokoll schreibt.

Ich plane, meine Präsenz in den verschiedenen Community-Medien unverändert beizubehalten, und ich werde natürlich auch frei Schnauze über OSMF- oder Vorstandsangelgenheiten reden. Ich habe den Eindruck, dass die OSMF auf große Teile der Community immer noch etwas abgehoben oder geheimniskrämerisch wirkt. Das wird sich hoffentlich ändern.

Warenzeichen

Die OSMF besitzt einige Warenzeichen auf den OSM-Namen und das OSM-Logo. Sie muss eine Richtline für die Verwendung dieser Warenzeichen herausgeben. Ich würde mich gern für eine Richtlinie einsetzen, die so liberal wie möglich ist - eine, die im Wesentlichen aussagt, dass jeder, der OSM-Daten nutzt, auch das OSM-Logo oder den Namen nutzen darf, dass die OSMF sich aber das Recht vorbehält, diese Genehmigung im Einzelfall zu widerrufen, zum Beispiel dann, wenn ein Produkt so dargestellt wird, als sei es ein offizielles OSM-Produkt oder von der OSMF empfohlen, oder wenn sonstwie Schaden entsteht.

Gewerbliche Organisationen

Ich möchte eine klare Unterscheidung zwischen der nicht gewinnorientierten OSMF und gewerblichen Parteien - egal, ob diese Nutzer, Sponsoren, Unterstützer, Angestellte oder sogar das Eigentum eines Vorstandsmitglieds sind. (Mir selber gehört ein Teil der Geofabrik, einem Unternehen, das Dienstleistungen auf/mit OSM anbietet.)

Ich möchte, dass die OSMF neutral bleibt und kein Unternehmen in irgendeiner Weise bevorzugt. Wenn die OSMF sich entscheidet, in ihrem Blog oder den "sozialen Medien" auf ein gewerbliches Angebot hinzuweisen, dann muss das mit Fairness geschehen. Wenn Firma A ihren Tileserver mit OSM-Daten im Blog ankündigen kann, dann darf die Firma B mit ähnlichem Angebot das auch; wenn wir Firma C lobend erwähnen, weil sie uns gesponsort haben, dann solten wir Firma D, die ähnlich viel gegeben hat, ebenso erwähnen. Wenn wir Firma E verklagen, weil sie die Lizenz verletzt, dann verklagen wir Firma G, die die Lizenz ebenso verletzt, auf die gleiche Weise.

Ich will nicht, dass die OSMF die Grenzen verwischt, indem sie selbst einen gewerblichen Arm aufbaut und zum Wettbewerber von Nutzern unserer Daten wird. Ich wünsche mir eine saubere, ehrliche, neutrale OSMF.

Es sollte eigentlich keiner gesonderten Erwähnung bedürfen, aber natürlich dürfen gewerbliche Organisationen auf keinen Fall die Entscheidungsfindung der OSMF beeinflussen - nicht durch grosszügige Geschenke, nicht, indem sie alle ihre Mitarbeiter zu OSMF-Mitgliedern machen, und auch sonst nicht. Juristische Personen sollten keine OSMF-Mitglieder werden können, und wenn sie es wären, sollten sie nicht wählen dürfen.

Ebenso ist es nicht akzeptabel, wenn OSMF-Vorstandmitglieder ihre Position benutzen, um ihre eigenen Geschäfts- oder Karriereinteressen zu fördern. Man kann entweder als OSMF-Vorstandsmitglied an einem Meeting teilnehmen oder als Angestellter oder Geschäftsführer der Firma X, aber nicht beides. (Wenn ich heute einen Vortrag über OSM halte, dann fange ich meist an mit "Mein Name ist Frederik Ramm, ich habe eine Firma namens Geofabrik, die OSM-Dienstleistungen anbietet. Aber heute bin ich als einfaches Community-Mitglied hier und will über ... reden.", und der Name "Geofabrik" taucht dann auch nicht mehr auf, höchstens mal, wenn ich vom Downloadserver rede.)

Ich habe früher immer gesagt, dass niemand im OSMF-Vorstand irgendwelche gewerblichen Interessen mit OSM haben sollte, und deswegen habe ich selbst auch nie kandidiert. Allerdings war mich mit dieser Idee immer relativ allein, und die meisten schienen das für ganz normal zu halten.

Working Groups und Führung

Ich finde, die OSMF muss sowas sein wie ein "Katalysator" für OSM; sie sollte die Rolle eines "Möglichmachers" spielen und nicht die eines Anführers. So, wie es auch auf der OSMF-Webseite steht: "supporting, but not controlling the project". Die OSMF sollte auf die Bedürfnisse von Mappern hören und der Community helfen, wo es geht - aber das wird meistens eher eine "Hilfe zur Selbsthilfe" sein. Wenn die Community findet, dass das Problem X dringend gelöst werden muss, dann könnte die OSMF vielleicht anbieten, ein Hack-Weekend zum Thema zu finanzieren, auf dem die Community sich der Sache annehmen kann, anstatt dass die OSMF sagt "ok, wir haben jetzt die Problem-X-Lösungs-Rolle".

Ich möchte gern, dass die OSMF-Vorstandsarbeit ruhig, von Fakten bestimmt, einvernehmlich und langweilig ist. Die OSMF-Vorstandsarbeit ist nicht der Ort, wo das große Rad gedreht und weitreichende Entscheidungen für die Zukunft gedreht werden. Der OSMF-Vorstand ist eine Wartungstätigkeit; die OSMF soll Öl im Getriebe des Projektes sein. OSMF-Vorstandsmitglieder sind keine Manager und sie sollten nicht so tun, als ob sie's wären. Es gibt hunderte von Leuten da draußen, die mehr für OSM getan haben als jedes einzelne Vorstandsmitglied.

Wir sollten so wenig wie möglich "OSMF working groups" haben - nur Dinge, die wirklich direkt mit den "hoheitlichen Aufgaben" der OSMF zu tun haben, brauchen eine "OSMF working group". Alles andere sollte von der Community organisiert werden - durchaus vielleicht auch in Arbeitsgruppen, aber in solchen, in denen die OSMF nichts zu sagen hat.

Mapper und Nutzer

Mapper sind das Kapital unseres Projekts. und wir müssen tun, was wir können, um Mapper-freundlich zu sein. Stark involvierte Mapper sind besser als gelegentliche Mapper, und gelegentliche Mapper sind besser als Leute, die OSM nur nutzen, aber nicht beitragen. Benutzerfreundlichkeit ist für mich dort wichtig, wo aus Benutzern vielleicht Mapper werden. Ich bin kein Freund davon, dass wir Projekt-Ressourcen darauf verwenden, OSM für reine Nutzer einfacher zu machen. (Ich finde schon, dass das getan werden muss - aber nicht, dass wir es tun müssen.) OSM ist die Karte für Leute, die mitmachen wollen, und das ist unser Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Diensten. Wir werden Google nicht vom Spitzenplatz bei den universellen Web-Karten für Endanwender vertreiben, und es wäre naiv, zu behaupten, dass wir es könnten oder gar wollten.

Die SOTM-Konferenz

Treffen aller Art sind gut für die Community, und bieten oft auch eine Gelegenheit für die "Außenwelt", mit OSM in Kontakt zu kommen. Die OSMF sollte solche Veranstaltungen unterstützen, wo es möglich ist. Ich bin allerdings etwas skeptisch, was unser "Flaggschiff-Event", die SOTM, betrifft. Die Konferenz hat sich in meinen Augen zu sehr von einer (begrüßenswerten) "von der Community, für die Community"-Veranstaltung weg entwickelt, hin zu einem Show-Event, bei dem diejenigen, die etwas zu verkaufen haben, es denen präsentieren, die vielleicht kaufen. Manchmal bekamen Sponsoren sogar bevorzugt Redezeit - das find ich total unpassend, erst recht dann, wenn die Sponsorfirma Null Interesse an Kontakt zur Community zeigt.

Die OSMF sollte nicht zentral für die Organisation von der SOTM-Konferenz zuständig sein (und erst recht nicht sollte die SOTM der größte Posten in unserem Jahresabschluss sein). Es sollte vielleicht gar nicht "die eine" SOTM geben - wir können eh nicht erwarten, dass alle Fernreisen auf sich nehmen, nur um dabei zu sein. Die SOTM-EU 2011 in Wien hat gezeigt, dass ein engagiertes Team vor Ort auch völlig ohne Unterstützung der OSMF eine fantastische Konferenz auf die Beine stellen kann. Ich hätte es am liebsten, wenn alle SOTMs so abliefen. Die OSMF kann natürlich einer lokalen Gruppe auf Anfrage schon mit Rat und eventuell auch etwas Geldmitteln zur Seite stehen, aber im wesentlichen sollte das wirklich eine engagierte Gruppe selber machen. Es sollte nicht "von oben" bestimmt werden, dass es genau eine SOTM gibt, wo es die gibt und wann, und so weiter. Die OSMF sollte nichts mit den Sponsoren, der Anmeldung, oder sonstigem Konferenzmanagement zu tun haben. Ich weiss nicht, wie realistisch das ist - irgendwer muss ja immer als juristische Person dahinter stehen. Aber wie gesagt - die Wiener haben's vorgemacht, und es lief super.

Wenn es in irgendeinem Jahr mal gar keine lokale Gruppe gibt, die Lust auf eine solche Konferenz hat, dann gibt es eben keine. Gibt es mehrere Gruppen auf verschiedenen Kontinenten, soll doch jede ihre eigene SOTM machen - zum Teil ist das ja schon heute so.

Schlusswort

Ich behalte mir natürlich vor, meine Meinung jederzeit zu ändern. Aber ich habe in den letzten paar Jahren eine fünfstellige Zahl an Mailinglistenbeiträgen geschrieben, ganz abgesehen von Wiki-Artikeln, Büchern, oder Beiträgen auf help.osm.org. Wer sich ein Bild davon machen will, wofür ich stehe und wie ich ticke, sollte es also nicht allzu schwer haben. Wen es Dir gefällt: Wähl mich!