User:Lberges

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Town

place=town, was heißt das?

Was nun macht eine town (Kleinstadt) aus, was unterscheidet sie von einem Dorf? Eine gute, wissenschaftliche Definition des Stadtbegriffs findet sich hier:

https://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/Definitionen.html

Frage ist: Wie kann man den Stadtbegriff nach obiger Definition für OSM nutzen? Ein hilfreicher Punkt ist Nr. 4 der Definition: Marktfunktion und Zentralität. Daraus drei Zitate:

"Ein für alle Zeiten zentrales Merkmal von Städten ist jedoch die Marktfunktion. Dabei wird „Markt“ als ein Zentrum verstanden, das unterschiedliche Güter distribuieren konnte, neben Waren und Produkten etwa auch Informationen und Kontakte..."

"...wird heute allgemein der von dem Geographen Walter Christaller (...) geprägte Begriff „Zentralität“ als das wichtigste Kennzeichen einer Stadt verwendet".

"Unter dem Begriff „Zentralität“ werden räumliche und soziale bzw. wirtschaftliche Kriterien kombiniert: ... Funktioneller Bedeutungsüberschuss: Die Stadt bietet für das Umland Arbeit, Versorgung, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Innovationen und ist Sitz ökonomischer und/oder politischer Machtzentren"

Dieser funktionelle Bedeutungsüberschuss läßt sich ermitteln, die folgende Liste gibt einige Anhaltspunkte. Aufgeführt sind Einrichtungen einer Stadt, die auch von Bewohnern des Umlands in Anspruch genommen werden.

  • Verwaltung (Kreisverwaltung, auch Außenstelle)
  • Amtsgericht und andere Behörden
  • Gymnasium, Berufsschulen, Fachschulen
  • Stadion, große Sport- bzw. Veranstaltungshalle
  • Krankenhaus der Grundversorgung
  • Fachärzte (z. B. Urologe, Dermatologe, Augenarzt, Psychiater...)
  • Spezielle Einrichtungen im Gesundheitswesen (z. B. Dialysezentrum, Psychiatrische Tagesklinik, Hospiz...) und im sozialen Bereich (Förderzentrum, Frauenhaus)
  • Kino, Kultur-/Veranstaltungszentrum
  • Spezielle Einkaufsmöglichkeiten (z. B. Drogeriemarkt)

Dazu ein Beispiel: Freyung im bayrischen Wald ist town mit 7167 Einwohner. Freyung ist 1. Kreisstadt, hat 2. Amtsgericht, Gesundheitsamt, Vermessungamt und Veterinäramt, 3. ein Krankenhaus, sogar mit Geburtsklinik, 4. das regionale Dialysezentrum, 5. ein Cineplex-Kino, 6. viele Fachärzte (Augenärztin, Dermatologe, HNO-Praxis, Lungenarzt), 7. ein Gymnasium und 8. eine Polizeiinspektion.

Dazu ein Beispiel: Freyung im bayrischen Wald ist town mit 7167 Einwohner. Freyung ist 1. Kreisstadt, hat 2. Amtsgericht, Gesundheitsamt, Vermessungamt und Veterinäramt, 3. ein Krankenhaus, sogar mit Geburtsklinik, 4. das regionale Dialysezentrum, 5. ein Cineplex-Kino, 6. viele Fachärzte (Augenärztin, Dermatologe, HNO-Praxis, Lungenarzt), 7. ein Gymnasium und 8. eine Polizeiinspektion.

Für town müssen natürlich nicht alle Kriterien erfüllt sein, aber ein Kriterium allein macht auch noch keine Stadt.

Village - Dorf

Hilfreich bei der Antwort auf die Frage: Town, was ist das, ist natürlich die Abgrenzung zum village, also zum Dorf.

Einige Merkmale eines Dorfes sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

·       Kindergarten und Grundschule

·       Sportplatz

·       Hausarzt, Zahnarzt, Tierarzt

·       Apotheke

·       Filiale von Sparkasse oder Volksbank

·       Gemeindeverwaltung (auch Außenstelle)

·       Supermarkt, Dorfladen

·       Kirche und Gasthof

·       FFW

Einige schöne, exemplarische Beispiele für Dörfer: Nusse (Holstein), Klein Berßen (Emsland) , Ihlienworth (Niedersachsen), Kervenheim (Niederrhein), Greffen (Westfalen), Ottrau (Hessen), Gebhardshain (Westerwald), Untermünkheim (Württemberg), Oberelsbach (Rhön), Brotdorf (Saarland), Nennhausen (Brandenburg), Neukalen (Mecklenburg), Küllstedt (Thüringen), Lindau (Anhalt).

Aber wie immer: Ein klare, genau definierte Grenze zwischen Dorf und Kleinstadt gibt es nicht. In welche Kategorie fällt ein Ort, der

·       Sitz der Amtsverwaltung, der Verwaltung der Verbandsgemeinde oder Samtgemeinde ist (je nach Bundesland)?

·       eine Realschule, Sekundarschule oder vergleichbare Schule hat?

·       zumindest zwei Fachärzte hat, z. B. Gynäkologe und Internistin hat?

Zwei Beispiele:

Wilster in Holstein (4342 Einw.) ist Sitz der Amtsverwaltung der Wilstermarsch, es gibt ein Hallenbad, eine Frauenarztpraxis, eine Gemeinschaftsschule, ein Naturkundemuseum und das Colosseum (Veranstaltungsort).

Woldegk in Mecklenburg (4241 Einw.) ist Sitz einer Amtsverwaltung, hat eine Regionale Schule. ein Polizeistation und das Mühlenmuseum. In Woldegk sind sechs Fachärzte tätig.

Rechtfertigt nun die vorhandene Infrastruktur die Klassifizierung von Wilster oder Woldegk als town? Es gilt wie immer im Leben: Kommt drauf an. Speziell in ländlichen Regionen (mit geringer Bevölkerungsdichte) kann die Klassifikation town gerechtfertigt sein, während die gleiche Infrastruktur in einem Ballungsraum für town nicht genügt.

Hamlet - Weiler

Weiler (hamlet), was ist das? Wie grenzt man Weiler zu Dorf und Einzelsiedlung ab?

Schon der Begriff Weiler klingt etwas veraltet – aber eine bessere Bezeichnung findet sich kaum. Regional werden u. a. die Begriffe Zinken, Rotte, Drubbel, Hofschaft, Bauerschaft – aber das klingt auch sehr veraltet und ist nicht allgemeingültig. In Mittel- und Süddeutschland sind die Gebäude eines Weilers meist locker gruppiert, in Norddeutschland (und im Gebirge) finden sich aber auch Streusiedlungen, die man nur als hamlet taggen kann.

Ein Weiler ist eine kleine Ansiedlung. Was heißt klein? 15 Gebäude (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Weiler) oder besser 2 bis 9 Wohnhäuser (amtliche österreichische Statistik)? Es ist vielleicht mühsamer, aber mir erscheint es sinnvoll, Schuppen, Scheunen, Ställe und Garagen nicht mitzuzählen. Da die Wohnhäuser meistens durchnumeriert werden (Straßennamen gibt es i.d.R. nicht), hilft ein Blick auf die höchste Hausnummer; ab 10 ist’s ein Dorf.

Eine andere Sicht definiert eine Grenze von 100 Einwohnern (das sind dann auch wohl 25 oder 30 Häuser). Gegen eine Einwohnergrenze spricht, dass es in Deutschland große regionale Unterschiede und - leider - kaum verlässliche Zahlen gibt.

Eine dritte Sicht, die mir gut gefällt, ist die Ausdifferenzierung zum Dorf. Wenn ein Dorf Grundschule, Sportplatz, Hausarzt, Laden, Kirche, Sparkasse, Gasthof und freiwillige Feuerwehr hat, dann ist ein Weiler dadurch gekennzeichnet, das er genau das alles nicht hat.

Wenn eine Siedlung also nicht einmal mehr einen Bankautomaten und keine eigene Feuerwehr hat, dann ist es bestimmt ein Weiler.

Ansiedlungen mit nur 1 oder 2 bewohnten Häuser sind Einzelsiedlungisolated dwelling.